
Kreative Prozesse begleiten: So hilfst du anderen, ihr Gedankenwirrwarr zu überwinden
Kennst du das? Deine Lernenden haben kreative Ideen, aber bevor sie sie äußern, kommen Zweifel: „Was, wenn das nicht gut genug ist?“ In kreativen Prozessen halten sie sich oft zurück oder lehnen neue Ansätze instinktiv ab. Warum? Weil Veränderung Unsicherheit bedeutet – und Unsicherheit macht Angst.
Die Autorin Elizabeth Gilbert beschreibt es in ihrem Buch Big Magic treffend: Angst wird immer mitfahren, aber sie darf nicht ans Steuer. Genau darum geht es. Angst ist kein Feind, sondern ein natürlicher Begleiter in jedem kreativen Prozess. Der Trick ist, mit ihr zu arbeiten, anstatt sie zu bekämpfen. Wie das gelingt und wie du als Lerngestalter:in deine Lernenden darin unterstützen kannst? Hier sind ein paar Impulse.
Warum haben wir Angst, kreativ zu sein?
Bevor wir lernen, mit unserer Angst zu arbeiten, sollten wir verstehen, woher sie kommt. Oft liegt es an einer dieser Gründe:
- Perfektionismus: Lernende haben Angst, dass ihre Idee nicht gut genug ist. Doch Perfektion ist eine Illusion – und sowieso nie erreichbar.
- Vergleich mit anderen: Sie denken, sie seien „nicht kreativ genug“, weil sie sich mit anderen vergleichen. Doch Kreativität hat viele Formen und ist nicht nur auf Kunst beschränkt.
- Gesellschaftliche Prägung: Kreativität wird oft als „wenig produktiv“ angesehen. Doch eigentlich ist sie essenziell für Problemlösung und Innovation.
Hinter all dem stehen tief verankerte Glaubenssätze. Hier kannst du als Lerngestalter:in helfen, diese zu hinterfragen und durch neue Perspektiven zu ersetzen: Kreativität ist eine Denkweise – nicht ein Talent, das nur wenigen vorbehalten ist.
MIT der Angst kreativ sein – Unterstützung für Lernende
Jetzt gehen wir einen Schritt weiter: Wir nutzen die Angst, statt uns von ihr blockieren zu lassen.
Angst entsteht, wenn wir unsere Komfortzone verlassen. Doch anstatt sie zu verdrängen, sollten wir sie bewusst wahrnehmen: „Ja, ich spüre Angst – und ich mache es trotzdem.“ Das erfordert Mut, aber es lohnt sich! Als Lerngestalter:in kannst du:
Einen geschützten Raum schaffen, in dem Fehler als Lernchance gesehen werden.
Den Fokus auf den kreativen Prozess legen, nicht nur auf das Endprodukt.
Experimente und spielerische Ansätze fördern, um Druck zu reduzieren.
Lernende ermutigen, kleine kreative Herausforderungen trotz Unsicherheit anzunehmen.

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Wie Kreativität Resilienz & Produktivität steigert
Kreativität bedeutet nicht nur Kunst oder Design – sie fördert flexibles Denken und damit die Resilienz von Lernenden. Wer regelmäßig neue Wege ausprobiert, wird besser darin, Lösungen zu finden, auch in schwierigen Situationen.
Gleichzeitig stärkt kreatives Arbeiten die Selbstwirksamkeit: Lernende erleben, dass sie selbst gestalten und Dinge in die Hand nehmen können. Dadurch fällt es ihnen immer leichter, mit Unsicherheit umzugehen.
Und: Kreativität hilft, schneller Entscheidungen zu treffen. Ein guter kreativer Prozess macht Lernende nicht nur produktiver, sondern auch motivierter.
Übung
Lass deine Lernenden eine alltägliche Aufgabe auf eine neue, kreative Weise erledigen. Vielleicht schreiben sie eine Zusammenfassung in Gedichtform? Oder sie gestalten eine Präsentation mal völlig anders?
Und wenn die Angst kommt? Dann hilf ihnen, sie zu begrüßen: „Ah, da bist du, ängstliches Gefühl. Danke, dass du mich schützen willst – aber heute probiere ich mal etwas Neues aus.“
Video
Im Video zur Podcast-Folge „Kreativität ohne Angst: Ideen entwickeln mit Gedankenwirrwarr“ beschreibe ich die Tipps etwas ausführlicher: