Visuelles Denken: Mit Metaphern und Symbolen kreativ arbeiten und lernen
Visuelles Denken, auch bekannt als Visual Thinking, ist eine Methode, bei der Ideen, Konzepte und Informationen durch Bilder, Symbole und Metaphern dargestellt werden. Der Begriff geht auf Forschungen in den Bereichen Kognitionswissenschaft und visuelle Kommunikation in die 1960er Jahre zurück, ist also eigentlich nicht super neu. Es geht darum, Gedanken sicht- und greifbar zu machen, um kreativer zu arbeiten, besser zu verstehen und effektiver zu kommunizieren. Dabei spielt es keine Rolle, ob du ein ein großes Zeichentalent hast oder nicht – es geht vielmehr um das Visualisieren von Ideen, nicht um perfekte Kunstwerke.
Visual Thinking beschreibt die Praxis, visuelle Mittel wie Skizzen, Diagramme oder Mindmaps einzusetzen, um Gedanken und Informationen zu strukturieren und zu kommunizieren. Diese Methode nutzt die Stärke des visuellen Gedächtnisses: Menschen erinnern sich oft besser an Bilder als an reinen Text oder Zahlen. Durch die Verwendung von Metaphern und Symbolen kann Komplexes vereinfacht und leichter zugänglich gemacht werden.
Wo Visual Thinking oft zur Anwendung kommt:
- Mindmapping: Mindmaps sind visuelle Darstellungen, die Ideen und Konzepte hierarchisch und in Zusammenhang zueinander darstellen.
- Concept Mapping: Ähnlich wie Mindmaps, jedoch strukturierter und wissenschaftlicher. Konzepte werden durch Knoten und verbindende Pfeile dargestellt, um Beziehungen zu verdeutlichen.
- Sketchnoting: Kombination aus Skizzen, Text und Symbolen, um Informationen festzuhalten und zu visualisieren.
- Visual Storytelling: Geschichten werden mithilfe von Bildern, Comics oder Diagrammen erzählt, um Lerninhalte oder Ideen anschaulich zu präsentieren. Beispiel: Storyboards.
- Infografiken: Daten, Fakten und Informationen werden visuell dargestellt, oft in Form von Diagrammen, Grafiken oder Zeitachsen.
- Flowcharts und Diagramme: Prozesse oder Abläufe werden mit Hilfe von Symbolen und Pfeilen dargestellt.
- Visuelle Metaphern: Komplexe Ideen werden durch Symbole oder Metaphern verständlich gemacht. Das Gehirn als „Schaltzentrale“ oder der Baum als „Wachstumssystem“.
- Kollaborative Tools: Digitale Werkzeuge wie Online-Whiteboards (z. B. Miro, Padlet) erlauben Gruppen, gemeinsam visuelle Inhalte zu erstellen.
Potentiale von visuellem Denken in der Bildung
Visuelles Denken hat zahlreiche Vorteile, die den Lernprozess auf unterschiedliche Weise bereichern können. Insbesondere in Lernsituationen ermöglicht es, komplexe Inhalte anschaulich darzustellen und dadurch besser zugänglich zu machen. Die folgenden Punkte zeigen, wie visuelles Denken den Unterricht und das Lernen positiv beeinflussen kann:
- Fördert die Kreativität: Lernende können ihre eigenen Visualisierungen erstellen, um Informationen besser zu verstehen.
- Verbessert das Gedächtnis: Bilder und Symbole sind oft leichter zu merken als reiner Text.
- Erleichtert die Zusammenarbeit: Gemeinsames Arbeiten an visuellen Darstellungen fördert den Austausch von Ideen.
- Inklusivität: Besonders hilfreich für Lernende, die visuelle Darstellungen mögen oder Lernende mit Sprachbarrieren.
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Fünf Tipps, wie du Visual Thinking in deinen Alltag integrieren kannst
1. Beginne mit einfachen Symbolen
Für Visual Thinking brauchst du keine künstlerischen Fähigkeiten. Ein Kreis für eine Idee, ein Pfeil für einen Prozess oder eine Wolke für Unsicherheit – diese einfachen Formen reichen aus, um komplexe Gedanken zu strukturieren.
2. Nutze Metaphern
Metaphern helfen, abstrakte Konzepte anschaulich zu machen. Zum Beispiel könntest du ein Boot auf einem Meer zeichnen, um ein Projekt und die Herausforderungen (Wellen) darzustellen. Solche Bilder wecken Emotionen und helfen anderen sich Inhalte besser zu merken.
3. Ideen und Gedanken visuell festhalten
Ob in einem Skizzenbuch, auf Haftnotizen oder mit einer App – mach es dir zur Gewohnheit, Gedanken visuell festzuhalten. Zeichne deine To-do-Liste, erstelle eine visuelle Agenda oder halte Brainstorming-Ideen in Bildern fest.
4. Arbeit mit visuellen Templates
Vorlagen wie Mindmaps, Flowcharts oder Storyboards erleichtern den Einstieg. Sie geben dir Struktur und helfen, Gedanken übersichtlich darzustellen. Du kannst auch eigene Symbole für wiederkehrende Konzepte entwickeln.
5. Experimentieren ohne Perfektionismus
Erlaube dir, unperfekt zu sein. Es geht nicht um schöne Zeichnungen, sondern um Funktionalität. Gerade einfache, grobe Skizzen können sehr wirkungsvoll sein. Je weniger Druck du dir machst, desto freier wirst du experimentieren.
Im Video zur Podcast-Folge beschreibe ich die Tipps etwas ausführlicher:
Tiefer einsteigen?
Wer tiefer in das Thema Visual Thinking einsteigen möchte, findet hier noch ein paar Empfehlungen:
- Arnheim, Rudolf (1969): Visual Thinking. Dieses Buch ist ein Klassiker und untersucht die Rolle des visuellen Denkens in der menschlichen Wahrnehmung und Kreativität.
- Brown, Sunni (2014): The Doodle Revolution. Ein unterhaltsamer Leitfaden, wie man durch einfaches Zeichnen seine Kreativität entfesselt und komplexe Ideen vereinfacht.
- Roam, Dan (2009): The Back of the Napkin. Dieses Buch zeigt, wie man mit einfachen Skizzen komplexe Probleme löst und Ideen kommuniziert.
- Buxton, Bill (2007): Sketching User Experiences. Ein tiefgehender Einblick in die Bedeutung von Skizzen und visuellen Methoden für Design und Innovation.
- Rohde, Mike (2013): Sketchnote Handbuch. Ein umfassender Leitfaden für das Erlernen und Verbessern von Sketchnotes, mit praktischen Tipps und inspirierenden Beispielen.
- Lupi, Giorgia & Posavec, Stefanie (2020): Observe, Collect, Draw! Ein kreatives und inspirierendes Buch, das zeigt, wie man durch Sammeln und Zeichnen die Welt um sich herum dokumentieren kann.
Fazit
Visuelles Denken ist eine einfache Methode für jede Person, egal, ob du Lehrender, Trainer:in oder selbst Kreativschaffender oder einfach jemand bist, der/die Gedanken besser organisieren möchte. Mit Metaphern und Symbolen kannst du komplexe Inhalte greifbar machen, kreativer arbeiten und besser kommunizieren. Der erste Schritt? Einfach anfangen.